Klima- und Umweltschutz – gibt es nichts wichtigeres?
Mit Beginn der Industrialisierung verändert die Menschheit unseren Heimatplaneten so gravierend und so schnell wie kein anders Ereignis der Erdgeschichte – von großen Asteroiden-Einschlägen einmal abgesehen. Das „System“ Erde ist komplex, doch lassen sich bestimmte planetare Grenzen beschreiben. Diese dürfen nicht überschritten werden, wenn wir weiterhin stabile Lebensgrundlagen erhalten wollen. Und doch wurden die meisten dieser Grenzen heute bereits verletzt [1]. Der aktuelle Planetary Health Report [2] welcher von renommierten Instituten wie dem PIK herausgeben werden, sind hier eindeutig. Als Ingenieur sind mir die Möglichkeiten und die Grenzen der Physik allgegenwärtig. Was mit unserem Planeten passiert ist „Physik“. Wir haben unzählige, eindeutige und unmissverständliche Messdaten sowie Simulationsmodelle, welche die aktuelle und künftige Entwicklung sehr präzise aufzeigen können. Belegt durch die Arbeit von mehr als 20.000 Wissenschaftler:Innen weltweit. Da lässt sich nichts verhandeln, umdefinieren oder schönreden.
So sind die Fakten, aber was machen wir jetzt?
Anpacken! Denn wir haben keine andere Wahl! Raus aus der fossilen Energie, hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Lebensmittelproduktion, mehr Artenschutz, mehr Klimaschutz, mehr Naturschutz… denn ohne unsere Umwelt gibt es uns auch nicht mehr!
Alle sind gefragt und erst recht die Politik!
Wir müssen Ziele und den gesetzlichen Rahmen setzen und vor allem durchsetzen. Wir in der Kommunalpolitik gehören dabei zu den „Machern“ und müssen das für unsere Region in Form von konkreten Projekten umsetzen. Dazu geht es heute nicht mehr allein darum die latenten Gefahren abzuwenden. Wir sind bereits mitten drin im Wandel und müssen neben weiterer Prävention auch konkrete Maßnahmen gegen die schon jetzt erhöhten Gefahren ergreifen.
Das ist ein unbequemer Weg gegen viele Widerstände, flankiert von Falschinformationen und Populismus. Es erfordert Mut, Kreativität, Offenheit und Kompromissfähigkeit um unsere Mitmenschen zu motivieren und mitzunehmen. Wir haben keine Alternative, wir müssen den Weg gehen, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. – nein es gibt nichts wichtigeres!
Wer soll das alles bezahlen?
Die wohl wichtigste Frage in unserer westlichen und durchökonomisierten Welt ist nicht immer einfach zu beantworten. Hinsichtlich der Kosten für die Energiewende ist es aber relativ simpel – Das Geld ist schon da. Viel mehr sogar als wir für den Wandel brauchen. Wir geben es nur für die falschen Dinge aus. 2024 hat Deutschland für über 69 Mrd. Euro fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas importiert [3]. Zusätzlich subventionieren wir in Deutschland den Verbrauch fossiler Energie und sogar klimaschädliche Verhaltensweisen jährlich in vergleichbarer Höhe [4]. Mit den richtigen Investitionen haben wir die Chance nicht nur deutliche Effizienzsteigerungen zu realisieren, sondern auch die notwendige Energie deutlich kostengünstiger zu erzeugen. Ganz nebenbei machen wir uns unabhängig von den Autokratien, welche uns bisher einen Großteil der fossilen Energie verkaufen.
Was hat das jetzt mit unserem Landkreis zu tun?
Die regenerativen Energiequellen erschließt man idealerweise dezentral und erzeugt lokal die Energie wo sie gebraucht wird. Das erhöht Effizienz, hält die Kosten gering und schafft Unabhängigkeit. Da sind wir gefragt, als Kommune, örtlicher Energieversorger, ansässiger Betrieb und Privatperson. Nur mit motivierten Menschen vor Ort und realistischen Projekten kommen wir Stück für Stück dem Ziel der Klimaneutralität näher.
Und wo kommt jetzt das Geld her?
Das müssen wir nun mal für jedes Projekt neu definieren und entscheiden. Das ist mühsam aber nicht unmöglich. Der Haushalt in Bayreuth-Land ist gut ausgelastet mit Ausgaben für die Verwaltung, Soziales, Sanierungs- und Bauvorhaben. Gerade bei den Bau- und Sanierungsprojekten kann man sofort Ergebnisse erzielen, indem man bei der Ausschreibung den Schwerpunkt auf Klimaschutz setzt. Um schnell voran zu kommen, braucht es trotzdem Partner. Aus der Wirtschaft und Privat. Es gibt unzählige positive Beispiele (auch in unserem Landkreis [5]) was man mit Bürgerbeteiligung erreichen kann. Darum muss man sich aber kümmern, die Strukturen schaffen und bürokratische Hürden abbauen. Dazu braucht es erstmal kein großes Budget, aber den Willen Wege zu finden und zu ebnen. Das ist einer der Kernkompetenzen eines guten Projektleiters…
Hat ein Landrat nicht andere Aufgaben?
Natürlich hat das Amt des Landrats viele Aufgabenbereiche. Jede Zeit hat allerdings ihre eigenen Schwerpunkte. Wir alle stecken bereits mitten drin in der Transformation, die Krisen sind da! In meinem beruflichen Umfeld gibt es den Spruch „change by design or change by desaster“. Das gilt auch in der Kommunalpolitik. Wenn du dich nicht um die Brücke kümmerst, stürzt die irgendwann ein (oder wird gesperrt, wie aktuell im Pegnitztal [6]). Genauso können wir es uns nicht leisten die Menschen zu vernachlässigen, die auf unsere Gemeinschaft angewiesen sind. Die Frustration ist heute groß bei vielen Bürgerinnen und Bürgern und hat vielfältige Gründe. Das schafft Angriffsfläche für die populistischen Spalter vom politischen Rand. Egal ob Projektleiter, Führungskraft oder Landrat – ohne dein Team bist du nichts.
Und wie soll man die Menschen einbinden?
Aus meiner Sicht, in dem man Solidarität wieder mehr in den Mittelpunkt stellt. Das hier ist unser Zuhause, unsere Heimat. Wenn es unseren direkten Nachbarn, Freunden und Verwandten gut geht, geht es auch uns gut. Wenn wir uns auf gemeinsame Ziele einigen und fokussieren, klappt das auch. Und ich habe schon oft erlebt, dass in extrem schwierigen, zunächst aussichtslosen Situationen die meisten Menschen über sich hinauswachsen, wenn sie ein klares Ziel vor Augen haben. Danach ist alles anders. Der Erfolg schweißt Menschen zusammen, neue Herausforderungen werden einfacher und effektiver angegangen, das Team ist dann zusammen besser als jeder einzelne für sich.
Was für Ziele sollen das sein in unserem Landkreis?
Für mich ganz klar alle Themen mit denen wir Frust abbauen UND beim Klima-/Umweltschutz einen, oder besser, viele Schritte zusammen weiter kommen. Beispielsweise im Bereich Mobilität ist hier bei uns viel möglich und direkt umsetzbar, erste Erfolge gewiss. Aber egal welches Themenfeld wir uns heute rausgreifen. Ich muss als Landrat hier keine abstrakten Visionen mehr verkaufen. Es gibt die positiven Beispiele aus praktisch allen Bereichen. Viele andere Kommunen sind hier schon deutlich weiter als wir. Das ist eine Chance deren Erfahrungen zu nutzen und gleichzeitig den eigenen Bürgern zu zeigen, dass es funktionieren wird. Das nennt man in meiner Branche „fast follower“. Nein in den nächsten 5 Jahren müssen wir das Rad nicht neu erfinden, wir im demokratischen Spektrum müssen den Schulterschluss wagen und loslegen!
Genau darauf freue ich mich! Ich bereite mich vor und arbeite mich ein. Bereit das Team zu führen, dass ab 2026 die notwendigen Schritte wagt, den Unterschied macht. Um die wichtigste Ressource so effektiv zu nutzen wie nur möglich: Die Zeit, dir wir (noch) haben.
[1] Spiegel online Artikel: „Sieben von neun planetare Grenzen überschritten“ vom 24.09.2025
[2] Website: Planetary Health Check
[3] Spiegel online Artikel: „Deutschland kauft Erdöl, Gas und Kohle für 69 Mrd. Euro“ vom 17.06.2025
[4] Website: Umweltbundesamt: Klimaschädliche Subventionen in Deutschland
[5] Website: Klimapakt2030+: Good Practice Speichersdorf
[6] Website: Deutsche Bahn: Sperrung der Bahnstrecke Hersbruck / Pegnitz auf unbestimmte Zeit